Ziemlich früh im Alter von 9 Monaten stellte sich heraus, dass Shanty sehr passioniert beim Apportieren ist. Trainierten wir alleine, war alles gut. Fiel ein Dummy und sie durfte nicht sofort hin, und ein anderer Hund apportierte, ging das Gekreische los. Ganz schlimm war es, wenn wir es wagten, uns einer Dummygruppe zu nähern. Ich bin zu Dummytrainings gefahren und habe Shanty nur zuschauen lassen, angeleint natürlich. Hat sie an der Leine beim zuschauen gezerrt oder gefiept, bin ich kommentarlos so weit weg vom Geschehen, aus der Gruppe raus, bis sie ruhig gesessen hat und den Anblick ertragen konnte. Das war ziemlich weit weg;-) Das ruhige Sitzen und warten wurde belohnt mit kleinen Fleischwurststückchen und dem lobend gesprochenen Kommando „Still“. War sie eine zeitlang ruhig, bin ich 1 m näher an die Gruppe herangetreten. Hat sie hier wieder Unruhe gezeigt (angespannte Körperhaltung) und/oder gefiept, ging es 5 m zurück, und das ganze von Vorne. Mein Hund hat dadurch gelernt, je unruhiger ich bin, desto weniger darf ich apportieren UND desto weiter muss ich weg von diesem aufregenden Geschehen. Wichtig ist hier, dass der Hund während diesem Training keinen einzigen Apport machen darf, solange die Unruhe und das Fiepen nicht weitestgehend eliminiert sind. Die Übung besteht lediglich darin, dass ruhige Warten zu üben. Warten und ruhig sein lernen ist wichtiger, als Apportiertraining. Das mein Hund apportieren kann, wusste ich ja.
Durch die beschriebene Vorgehensweise war es möglich, dass wir Stück für Stück näher an die Dummy-Gruppe rangehen konnten. Aber alles in Minischrittchen. Nach einer langen Trainingszeit war es irgendwann möglich, dass Shanty angeleint ruhig in 1m Abstand zu einer arbeitenden Dummygruppe saß und zwar aufmerksam das Geschehen verfolgte, aber ruhig war.
Dann ging das ganze ohne Leine von Vorne los. Die gleiche Trainingsweise, jedoch ohne Leine. Wichtig ist hier, dass die Gruppe, die als Übungsobjekt herhalten muss, im Falle des Einspringens das Dummy blitzschnell einfach aufhebt, kommentarlos, damit der Hund nicht zum Erfolg kommt. Shanty ist ein paar mal aufgestanden beim Training ohne Leine, hat sich jedoch durch ein Kommando meinerseits sofort wieder auf ihren Platz begeben. Durch das langwierige Prozedere mit Leine, hatte sie hier schon weitgehend begriffen, worauf es ankommt.
Schlussendlich war sie in der Lage mitten in den Hunden unangeleint zu sitzen und vor ihrer Nase haben Hunde gearbeitet. Ich konnte sie frei absetzen und mich von ihr entfernen. Shanty saß und saß und sie war ruhig und beobachtete lediglich die fallenden Dummies.
Wichtig hierbei ist, dass man dieses Training vorerst NICHT bei am Wasser arbeitenden Hunden anwendet, sondern das Wasser erst mal meidet. Der Hund muss erst den Schritt davor begreifen und an Land ruhig warten können, bevor man einen drauf setzt, und ans Wasser geht. Trainings mit Schussabgabe habe ich auch gemieden, da dies noch mal den Trieb verstärkt. Schusstraining habe ich getrennt geübt. Wichtig ist auch, dass der Führer Ruhe ausstrahlt und vor allen Dingen ruhig bleibt. Lautes Schreien, Leinenruck oder gar auf die Schnauze schlagen halte ich für sehr kontraproduktiv und das Fiepen stellt es auch nicht ab, jedenfalls nicht auf Dauer.
Sehr oft hat es mich unheimlich gereizt, beim Dummytraining der anderen mitzumachen und Shanty doch apportieren zu lassen. Ich habe es gelassen. Ich bin der Meinung, dass jedes Dummy, was sie in dieser Phase apportiert hätte, mich wieder um Wochen zurückgeworfen hätte. Ich habe sie mit Leckerchen fürs ruhig sein belohnt und anschließend gab es einen ausgiebigen Spaziergang und da hat sie dann eine kleine Suche mit Dummies bekommen, ohne Gruppe und ohne Fiepen;-)
Wir sind heute in der Lage, Dummytrainings mitzumachen, ohne die anderen durch Gefiepe zu belästigen. Ich kann jedoch nicht sagen, dass Shanty komplett ruhig ist. Bei Prüfungen oder bei Workingtests kann es vorkommen, dass sie beim Warten ganz leise fiept, geht es jedoch Richtung Aufgabe, ist sie konzentriert und ruhig. Sicher spielt hier auch meine eigene Aufregung eine Rolle. Wenn wir Seminare mitmachen in neuem Gelände und mit unbekannten Hunden und Menschen, fiept sie manchmal auch leise beim Warten. Hier entferne ich mich ein Stück von der Gruppe und Shanty versteht, dass jetzt Ruhe angesagt ist.
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